Mittwoch, 1. April 2009

... der letzte Eintrag

Das "Book of Sand" in Borges gleichnamiger Geschichte hat keinen Anfang und kein Ende, keine Seite kann mehr als einmal gelesen werden, ein "universal set", die Freiheit und die Ketten unserer Entscheidungen, Kairos, Gegenwart als kondensierte Moeglichkeiten, nichts als Schmetterlingssammeln. In der Geschichte kann der Protagonist diese Usicherheiten letztendlich nicht mehr ertragen und versteckt das Buch in einer Bibliothek, wo es in der fast Unendlichkeit aller Worte verloren geht.
Borges Leben hatte natuerlich einen Anfang und ein Ende, und kurz vor seinem Tod, blind und doch einer der groessten Seher in der suedamerikanischen Litheratur (neben Saramago vielleicht) kommt dieser grosse, ernste, staunende Mann zu folgender Erkenntniss:
"Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, im nächsten Leben, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen. Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen. Ich wäre ein bisschen verrückter, als ich es gewesen bin. Ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen. Ich wüde mehr riskieren, wüde mehr reisen, Sonnenuntergäge betrachten, mehr bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen ... Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuss gehen. "
Ich schaue an mir herunter, die Schuhe stehen vor der Tuer. Heureka, Borges i yo.

Trotz dem glorreichen Verlust meiner Schuhe naehrt sich auch meine Reise ihrem Ende.
Ich habe "Travels with Charly" von Steinbeck nie bis zur letzten Seite lesen koennen, ich weiss dass der Autor heimkehrt, nie wieder aufbricht und bald stirbt, doch in meinem Kopf sind es immer noch ein paar Seiten, die Reise wurde nie bis zum Ende erzaehlt, und genauso soll nun auch dieser Blog enden.
Ich bin in Indien, ich verlasse den Raum, trete auf die ueberfuellte Strasse, lasse meine Schuhe stehen und jetzt gerade ...